Ein Wettbewerbsentwurf ist noch kein Bauplan. Bevor also gebaut werden kann, entwerfen die Architekten und das Planungsteam in der Planungsphase das Gebäude sehr detailliert – so wird der reibungslose Ablauf und Betrieb im Inneren des Hauses sichergestellt.

Ist das Haus ein Museum, stellen sich dabei besondere Herausforderungen. So sind einige Kunstwerke besonders schwer oder groß – das muss bei der Planung der Transportwege berücksichtigt werden. Für das stabile Klima in den Ausstellungsräumen müssen die technischen Anlagen mitgeplant werden. Und alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, sollen einfachen Zugang zum Museum haben und sich im Gebäude gut zurechtfinden.

Stabiles Klima für die Kunst

Die klimatischen Anforderungen an einen Museumsneubau sind komplex: Zum Schutz der Kunstwerke müssen Temperatur und Luftfeuchtigkeit stabil sein. Durchdachte Klimatechnik sowie eine Innenarchitektur mit einer hohen Aufenthaltsqualität machen es beim Museum des 20. Jahrhunderts möglich, international gültige klimatische Standards zu erfüllen und die Kunst in großen, offenen Ausstellungsräumen zu präsentieren.

Wider den Verfall: Restaurierungswerkstätten

Kunst ist vergänglich – insbesondere jene aus dem 20. Jahrhundert, da hier oft organische Materialien wie Fett oder Gelatine oder weniger langlebige Materialkombinationen verwendet wurden. Um Werke kunsttechnologisch zu untersuchen und konservatorisch zu betreuen, werden im Museumsneubau hochwertig ausgestattete Räume für die Restaurierung von Gemälden, Skulpturen/Installationen, Papier, Buch und Medienkunst geplant. Für die Vorbeugung von Schädlingsbefall (IPM-Monitoring), ist eine eigene Quarantänestrecke vorgesehen.

Barrierefreiheit im Fokus

Das Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts soll ein Ort für alle Menschen sein. Darum wird bei der Planung Wert daraufgelegt, dass alle Räume vom Keller bis zum Dach mit dem Rollstuhl, einer Gehhilfe oder dem Kinderwagen erreichbar sind. Da das Terrain uneben ist, lassen sich einige Treppenstufen entlang der Fassade nicht vermeiden – diese sind jedoch stets von Rampen begleitet und teilweise als Sitzstufen ausgebildet. Und nicht zuletzt bedeutet Barrierefreiheit auch die Einrichtung von genderneutralen Toiletten im Museumsgebäude – denn Diskriminierung ist Barriere.

Werklogistik: Wie passt Warhols „Mao“ durch die Tür?

Die Kunst des 20. Jahrhunderts macht es auch den Ausstellungsmacher*innen manchmal nicht leicht – einige Kunstwerke sind ziemlich sperrig und großformatig, beispielsweise Andy Warhols Wandfüllendes Werk „Mao“ (1973). Solche Werke mit außergewöhnlichen Maßen erfordern bei der Planung eine ausgeklügelte Werklogistik: Sind die Gänge breit genug für den Transport? Passt das Werk durch die Türen? Schließlich sollte theoretisch jedes Werk in jeden Raum transportiert werden können.

Orientierung im Museum

Ein Museum ist für die Menschen da – und die sollen sich im neuen Haus gut orientieren können. Das ist eine besondere Herausforderung bei einem Haus mit drei Eingängen. Darum wird das Museum so aufgebaut, dass so viele Menschen wie möglich so gut und komfortabel wie möglich den Weg zur Kunst finden – durch ein klares Leitsystem, Orientierungshilfen und viel Service.

Der große Foyerbereich wird von oben durch das Glasdach belichtet und ist das Herzstück des Hauses. Er dient als Aufenthaltsbereich und Startpunkt für Führungen und Ausstellungsgespräche. Die hier befindliche Kasse ist mit der Information kombiniert. In nächster Nähe befinden sich auch die Garderoben und die Toiletten. Auch gibt es hier im Foyer erste Kunst zu bestaunen.

Entwurfsplanung – Entwurf ausarbeiten und Kosten berechnen

Der Entwurf eines Gebäudes wird in mehreren Etappen ausgearbeitet – so auch das Museum des 20. Jahrhunderts. Basis der Ausarbeitung ist der Wettbewerbsbeitrag von Herzog & de Meuron.

In der Phase der Entwurfsplanung arbeiten die Architekten gemeinsam mit den Fachplanern den Entwurf maßgeblich aus. Dann wird zum Beispiel der Grundriss des Gebäudes festgelegt: Die genaue Lage aller Räume, die ein Museum für einen guten Betriebsablauf benötigt, wird definiert. Das betrifft sowohl alle den Besucherinnen und Besuchern zugänglichen Räume, also die Ausstellungsflächen, den Vortragssaal, die Flächen für das Bildungs- und Vermittlungsprogramm, das Foyer mit den Kassen, Garderoben und Toiletten, sowie die Gastronomie und den Shop. 

Ebenso geht es um alle nichtöffentlichen Räume, wie die Depots, die Restaurierungswerkstätten, die Räume für die gesamte Gebäudetechnik und die Büros für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese bleiben den Besucherinnen und Besuchern zwar weitgehend verborgen, sie sind für 

die Museumsarbeit „hinter den Kulissen“ aber wichtig. Außerdem arbeiten die Architekten gemeinsam mit den Fachplanern an der Gestaltung und Ausformung der Fassade.

Mit der Fertigstellung der Entwurfsplanung ist ein Meilenstein erreicht: Erstmals können die Baukosten des Museums konkret und mit belastbaren Zahlen beziffert werden. Das war zuvor nicht möglich. Die jetzt vorliegende Berechnung geht von Baukosten in Höhe von 364,2 Mio. Euro für den Neubau aus. Möglichen Risiken und stark angestiegenen Baukosten wurden vorsorglich berücksichtigt.

Nach Rücksprache mit dem Bundesminister der Finanzen können außerdem 52,2 Mio. Euro für künftige Bau-Indexsteigerungen und 33,8 Mio. Euro Risikokosten hinzugerechnet werden, so dass sich die Gesamtsumme dann auf 450,2 Mio. Euro beliefe.

Auf Basis der nun konkretisierten Planungen ist die Fertigstellung des Gebäudes für 2026 vorgesehen.

Genehmigungsplanung – Baugenehmigung einholen und Finanzierung sichern

In der Phase der Genehmigungsplanung bereiten die Architekten auf der Grundlage des ausgearbeiteten Entwurfs den Bauantrag vor. Hierfür müssen sie zum Beispiel besondere Genehmigungspläne erstellen. Außerdem müssen sie das Bauvorhaben ausführlich beschreiben und umfangreiche Antragsformulare ausfüllen. Der Bauantrag wird dann bei der Baubehörde eingereicht. Erteilt die Baubehörde die Baugenehmigung, ist die Phase der Genehmigungsplanung abgeschlossen.

Parallel dazu prüfen die zuständigen Bundesministerien das Bauvorhaben aus baufachlicher Sicht. Auf der Grundlage der Kostenberechnung, die am Ende der Entwurfsplanung angefertigt wurde, stellen sie darüber hinaus die notwendigen Finanzmittel in den Bundeshaushalt ein.

 

Ausführungsplanung – Konstruktionszeichnungen anfertigen und Vergabe an Baufirmen vorbereiten

In der Phase der Ausführungsplanung erstellen die Architekten gemeinsam mit den Fachplanern schließlich genaue Werks- und Detailpläne.

Auf dieser Basis werden dann die Ausschreibungsunterlagen vorbereitet und angefertigt und die Baufirmen gesucht.