Zwei Häuser – ein Museum

Die Sammlung der Nationalgalerie zur Kunst des 20. Jahrhunderts konnte bislang immer nur ausschnittweise präsentiert werden. Mit dem Neubau soll die Sammlung nun erstmals dauerhaft und zusammenhängend gezeigt werden. Dafür werden der Museumsneubau und die Neue Nationalgalerie baulich miteinander verbunden werden. Der Neubau soll städtebaulich auf das bestehende Raumgefüge Bezug nehmen.

Warum ein Museumsneubau?

Ihre wechselvolle Geschichte hat die Sammlung der Nationalgalerie zerrissen und über viele Standorte verteilt. Aus Platzgründen ist sie seit Jahrzehnten nur in Ausschnitten zu sehen, viele Kunstwerke schlummern im Depot. Die Zusammenlegung der Sammlungen aus Ost und West sowie zahlreiche Ankäufe und Schenkungen haben den Sammlungsbestand seit den 1960er Jahren mindestens verdreifacht.

Was kommt in den Mies-Bau?

Die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe war vor allem für die Ausstellung von Kunstwerken der Klassischen Moderne gedacht. Die raumgreifenden Meisterwerke der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts benötigen für eine angemessene Präsentation dagegen

größere und flexiblere Räume, und werden deshalb im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin gezeigt.

Die Kunst des 20. Jahrhunderts in einem Museum

Ziel des Neubaus am Kulturforum ist es, diese Zerrissenheit endlich aufzulösen und die derzeit auf mehrere Gebäude verteilten Bestände zur Kunst des 20. Jahrhunderts zusammenzuführen. Mithilfe der geplanten Verbindung zwischen Neuer Nationalgalerie und Neubau wird ein Rundgang von der Kunst um 1900 bis in die Entwicklungen am Ende des 20. Jahrhunderts innerhalb eines einzigen Museumskomplexes möglich gemacht.

Werden beide Häuser verbunden sein?

Die Fläche im Sockelgeschoss der Neuen Nationalgalerie ist zu gering, um die Kunst der Moderne in gebotenem Umfang zu zeigen.

Eine bauliche Verbindung zwischen der Neuen Nationalgalerie und dem Neubau erlaubt es, die Sammlung zusammenhängend zu präsentieren. Die Verbindung zwischen Neubau und Neuer Nationalgalerie soll unterirdisch erfolgen und in beiden Laufrichtungen eine Fortsetzung der Ausstellung ermöglichen. Die Hauptfläche des Übergangs soll deshalb als Ausstellungsfläche ausgebildet werden.

Unter der Sigismundstraße befindet sich derzeit eine 380kv-Starkstromtrasse – eine der Hauptenergieadern Berlins. Diese kann nicht unterquert werden. Die Verlegung der Starkstromtrasse ist – unabhängig vom Museumsneubau – derzeit in Planung. Die bauliche Verbindung zwischen Neuer Nationalgalerie und Museumsneubau kann nach der Verlegung, voraussichtlich 2027, erfolgen. Die Verbindung soll auf beiden Seiten baulich soweit vorbereitet werden, dass sie nach Verlegung der Stromtrasse mit möglichst geringen Eingriffen hergestellt werden kann.

Städteräumliche Einbindung am Kulturforum

Dem Neubau an der Potsdamer Straße kommt die Aufgabe zu, die stadträumliche Gesamtsituation zu ordnen und zu klären. Er kann nicht nur die Neue Nationalgalerie, die Philharmonie sowie die St.-Matthäus-Kirche, sondern auch die Staatsbibliothek sowie die Museen rings um die Piazzetta in eine neue und schlüssige Beziehung zueinander setzen. Mit dem Neubau soll Scharouns Konzept der „Stadtlandschaft“ weiterentwickelt werden.
Der Neubau soll den Wirkungsraum der bereits bestehenden Bauwerke respektieren. Außerdem soll er durch seine Höhen- und Massenentwicklung die Ensemblewirkung und das stadträumliche Gefüge von frei gruppierten Baukörpern in der Balance halten.